Hier ein kurzer Bericht vom gemeinsamen „spechteln“ am Beobachtungsplatz der Mitglieder der Sternwarte Paderborn auf dem Eggekamm.
Am Samstagabend (2.April) trafen wir uns in einer kleinen Gruppe zum gemeinsamen Beobachten. Frank und Alex wollten hauptsächlich fotografieren und bauten sich deshalb an einer „ungestörten“ Ecke des Platzes auf, während Thomas, Dirk und ich an einer anderen Ecke unsere Geräte zur visuellen Beobachtung aufbauten. Thorsten kam ohne Fernrohr, dafür aber mit EOS 300D noch dazu.
Unsere Geräte waren der selbstgebaute 6-Zoll-Dobson von Thomas, mein Celestron C8 auf GP-DX-Montierung und der 14-Zoll-Dobson von Dirk (ein Bausatz von Fa. Birkmaier, Augsburg).
Viel Platz nahm das gemeinsame Gespräch ein, die gegenseitige Hilfestellung, wie man am besten welche Objekte findet und natürlich auch der Austausch über das, was man so sieht (oder auch nicht sieht oder sich einbildet zu sehen, weil man davon gelesen hat?). Wir haben im Wesentlichen wirklich gemeinsam beobachtet, also meistens die gleichen Objekte aufgesucht und immer wieder verglichen.
Am Anfang hatte ich die Idee, so eine Art Messier-Spaziergang zu machen. Im Internet hatte ich mir zuvor eine Beobachtungsliste für einen Messier-Marathon für den März herunter geladen (http://www.himmelsbeobachter.de/Marathon2005.htm) , diese Liste sollte für uns so etwas wie ein Wegweiser sein. Tatsächlich habe ich dann an diesem Abend gar nicht in die Liste geschaut, denn wir haben uns eigentlich die neuen Objekte spontan einfallen lassen. Und natürlich standen nicht nur Messier-Objekte zur Beobachtung an.
Angefangen haben wir mit Saturn, dessen Monde schon in der Dämmerung schön um den Planeten und seinem Ring gruppiert zu sehen waren. Die Cassini-Teilung war gut auszumachen, also musste auch das Seeing in dieser Nacht ganz okay sein.
Dann ging es erstmal Schlag auf Schlag von einem Objekt zum nächsten.
M45, Plejaden, waren das erste Messier Objekt. Ehrlich gesagt, mit bloßem Auge oder Fernglas eigentlich am schönsten zu sehen.
M41 im Großen Hund und Orionnebel M42 (sowie gleich auch M43 dabei) waren die nächsten Ziele. Schon hier zeigte sich, dass der Himmel – auch wenn es noch gar nicht richtig dunkel war – deutlich besser war, als wenn wir aus unseren Wohnorten (Bad Lippspringe, Detmold oder Paderborn) heraus beobachten würden.
Im Laufe der Dämmerung wurde es immer dunkler, haben wir zu Hause im Garten meist nur eine Grenzgröße von 4,x mag, so waren hier bald wirklich alle Sterne des kleinen Wagens zu sehen, also konnte man heute Abend wirklich von Grenzgröße 5,x mag, wenn nicht gar von 6,x mag sprechen.
Dann ein Schwenk rüber zur Andromeda. M31, die berühmte Andromeda-Galalaxis war selbst tief am Horizont und noch in der Dämmerung gut auszumachen. Aber die Begleiter? Ich habe sie nicht gesehen, Dirk meinte jedoch, die hellere zu erkennen. Aber war das jetzt M110 oder M32?
Im Orion wurde dann noch schnell M78 aufgesucht, dann kamen ein paar offene Sternhaufen dran. M35 in den Zwillingen wie immer eine Pracht in allen Rohren und mit unterschiedlichsten Vergrößerungen.
Zwischendurch dann mal wieder einen Schwenk nach Norden. Wo ist Machholz? Ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Polarstern und dem großen Wagen, im Fernglas immer noch schnell zu finden, im Fernrohr natürlich auch. Irgendwie doch ein spektakulärer Komet, Sicherlich ist er jetzt mit ca. 7 mag nicht mehr so lichtstark, aber sein Erscheinungsbild ist bemerkenswert konstant.
Weitere Messier-Objekte waren dann erst M81 und M82, dann M97 und M108 in der großen Bärin. Vom Löwen natürlich auch die verschiedenen Galaxiengruppen M65, M66 mit NGC 3628 sowie M95, M96 mit NGC 3384 und M105.
H und chi im Perseus waren auch ein Genuss. Hier haben wir besonders den 6- und 14-Zöller miteinander verglichen, denn schon mit beiden Geräten kann man interessante „innere“ Strukturen aufsuchen und dann vergleichen. Dirk machte uns auf eine Art „Hand“ im 14er aufmerksam. Im 6er war die Struktur als solche auch schnell gefunden, allerdings fehlte im ersten Moment einer der Finger, durch indirektes Sehen konnte aber auch dieser noch aufgefunden werden.
Im Westen schien es lange Zeit, als wolle der Himmel gar nicht richtig dunkel werden. War dies das Zodikallicht, was wir gesehen haben?
Ein besonderes Erlebnis wurde für uns der Coma Haufen (Melotte 111) .Schon mit bloßem Auge war diese Sternenansammlung ein Genuss. Das „Haar der Berenike“ glänzte richtig zwischen Löwen und Bootes.
Fantastisch war – in allen Teleskopen – NGC4565 zu beobachten. Diese Galaxie war ja der letzten Interstellarum das Titelfoto wert, und dies völlig zu recht. Schon mit kleiner Vergrößerung ein auffälliger „Strich“, mit dem 14-Zöller war das Staubband wunderschön zu sehen.. Aber auch die anderen Objekte hier wurden von uns aufgesucht, NGC 4559, 4494, 4725. M64, die „Galaxie mit dem schwarzen Auge“ beeindruckte ebenfalls und auch beim Kugelsternhaufen M53 konnte der 14-Zöller seine Qualitäten sehr gut zur Geltung bringen.
Irgendwann hatte Thomas als erstes den Ringnebel in der Leier (M57) als erstes eingestellt. Dies machte uns Mut, trotz des noch tieferen Standes am Horizont mal Ausschau nach Nordamerika zu halten. Hier half uns der 14-Zöller mit seinem eingebauten Filterrad. Mit Nebelfilter und etwas hin- und her bewegen des Dobson konnte man die „Küstenlinie“ des Golf von Mexiko tatsächlich erkennen.
Alex zeigte uns eine weitere Gasnebelregion in der Kassiopeia, deren Nummer ich mir leider nicht gemerkt habe.
Gut nach Mitternacht wurde dann der Himmel auch richtig dunkel. Ebenso wurden die einzelnen Windböen, die unsere Fotografen doch leider immer mal wieder etwas störten, auch weniger.
In der Leier gab es auch noch einen Blick auf den Vierfachstern epsilon Lyr. Die Komponenten wurden zwar deutlich getrennt, aber die einzelnen Sterne (oder besser deren „Beugungsscheibchen“?) funkelten jedoch sehr. Fast schien es uns, als sei das Seeing doch nicht ganz optimal. Oder sollte dies einfach nur an der noch geringen Höhe über dem Horizont liegen?
Zwischendurch wanderten wir zum Jupiter. Uihh, das war ein Fehler, denn der war im Teleskop mittlerweile so hell, da ging ja glatt jegliche Dunkeladaption der Augen kaputt. Zum Glück hatte Dirk in seinem Filterrad auch einen Graufilter drin, damit konnte man die Strukturen in seinen Bändern „ungestraft“ beobachten.
Mittlerweile war auch die Jungfrau einigermaßen hoch hinaufgestiegen, so dass als nächstes Ziel von der Sombrero-Nebel (M104) angesteuert wurde. Das Staubband war vor dem hellen Hintergrund in allen Fernrohren gut auszumachen. M104 an sich war selbst ohne größere Probleme im 10x50 Feldstecher zu finden.
Von dort war es dann auch nicht mehr weit zum Kugelsternhaufen M68, der in südlicheren Breiten jedoch sicherlich besser zur Geltung kommen müsste. In der Hydra fanden wir NGC 3242 (Jupiters Geist) wegen seiner bläulich-grünlichen Farbe besonders aufregend. NGC 3115, die Spindel-Galaxie im Sextant war ein weiterer Treffer. M48 in der Hydra hatten wir schon zu einem früheren Zeitpunkt beobachtet.
Später in der Nacht kamen dann bei den Kugelsternhaufen auch noch M3 und M13 hinzu. Gerade bei diesen Objekten konnte man die unterschiedlichen Leistungen der Teleskope gut vergleichen. Jedes Zoll Öffnung bringt etwas mehr an „Durchsicht“ oder plastischerer Darstellung. (Schade nur, dass die Kosten mit jedem Zoll Öffnung nicht linear, sondern gleich exponentiell steigen.)
Mit Dirks 14er meinten wir, im Eskimonebel (NGC2392) sogar Strukturen erkennen zu können.
Einen weiteren Doppelstern schauten wir uns im Krebs an. Zeta Cnc ist ein interessantes Dreifachsystem. Dieses ließ sich jedoch selbst mit dem 14-Zöller nur in zwei Komponenten auflösen. Die hellere davon schien etwas länglich zu sein, doch getrennt bekamen wir sie auch nicht bei höchster Vergrößerung. Das wir dabei auch M44, die Präsepe, besucht haben, ist sicherlich eine Selbstverständlichkeit.
Nach so vielen Galaxien und anderen Objekten wollten wir es wissen und sind mit unseren Geräten mitten in den Virgo-Haufen hineingefahren. Hier lautete der Wettstreit: „wer sieht die meisten Galaxien in seinem Okular?“ Sechs oder mehr Nebelfleckchen auf einen Blick ist schon eine verrückte Sache. Und wenn beim hin oder her schwenken einige aus dem Gesichtsfeld verschwanden, kamen dafür andere hinzu. Welche M xx wir nun wirklich hier gesehen haben? Ich muss gestehen, ich weiß es nicht, wir haben den Anblick einfach nur genossen!
Wir haben in dieser Nacht von Einbruch der Dämmerung bis ca 2.30 Uhr beobachtet.
Hier noch einmal die Liste aller beobachteten Objekte, soweit ich mich erinnern kann:
M 3, 13, 31, 35, 41, 42, 43, 44, 45, 48, 51, 53, 57, 64, 65, 66, 67, 68, 78, 81, 82, 95, 96, 97, 104, 105, 108, 110
NGC 2129, 2392, 3242, 3384, 3628, 4494, 4525, 4559, 4565, 4725, 5195, 7000 sowie Doppelsterne, Jupiter, Saturn, diverse Satelliten und ein paar Sternschnuppen. Das eine oder andere Objekt habe ich in dieser Auflistung sicher vergessen.
Akustisch hörten wir einmal eine offensichtlich kleine Gruppe von Kranichen über uns hinweg ziehen, immer wieder riefen irgendwo Käuze und auch das eine oder andere nicht ganz zuordbare Geräusch war zu hören, war vielleicht ein Fuchs auf der Jagd? Nicht zu überhören waren die Kirchenglocken von Willebadessen, welche den Tod des Papstes in dieser Nacht verkündeten.
Wir haben die Nacht wirklich sehr intensiv genutzt – und trotzdem nur 28 Messier-Objekte beobachtet und eindeutig identifiziert. Okay, statt der ca. 15 anderen Objekte hätte man weitere Messier-Objekte aufsuchen können, die Sternhaufen im Fuhrmann z.B. und andere ähnlich „leichte“ Objekte haben wir diese Nacht ja gar nicht besucht. Aber von einer vollständigen Erfüllung des Messier-Marathons wären wir so oder so noch weit entfernt! Allein die vielen Objekte im Virgo-Haufen identifizieren zu können bedarf doch einiger Beobachtungserfahrung. Umso mehr Hochachtung und „Hut ab“ vor allen, die es tatsächlich schaffen, 100 oder sogar noch mehr Messier-Objekte in einer einzigen Nacht zu sehen, geschweige denn zu fotografieren.
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