Planetarium London

Eine Dienstreise nach London gab mir die Gelegenheit zu einem Besuch im Londoner Planetarium.

Das Planetarium ist über die U-Bahn Station "Baker Street" leicht zu erreichen. Verläßt man die Station grüßt eine übermannsgroße Statue des berühmten Detektivs. Gleich dahinter sieht man schon die große Kuppel des Planetarium. Einen eigenen Eingang sucht man vergeblich, stattdessen zahlt man an der Kasse zum berühmten Wachsfigurenkabinett von "Madame Tussaud".

Der Eintritt kostet 3 Pfund. Nicht wenig, wenn man bedenkt, dass die Show dort nur 22 Minuten dauert. Naja, aber man ist so schnell nicht wieder in London, denke ich, und entrichte meinen Obolus. Eine "Unterabteilung" vom Wachsfigurenkabinett? Meine Erwartungen an die "Show" sind nicht besonders hoch. Wahrscheinlich viele bunter Bilder, Laserstrahlen und was sonst so das Fernsehpublikum von heute zu begeistern weiss, denke ich so in mich hinein.

  

Im Eingangsbereich befindet sich eine kleine Ausstellung von Wachsfiguren, die berühmte Himmelsforscher darstellen. Halley steht neben Stephen Hawking, Newton bei Galileo Galilei. Dazwischen befinden sich Schaukästen, die auf einfache Fragen fundierte Antworten geben. So wird ein Bild der Sonne und gefragt, "ist dies der heißeste Punkt im Weltall ?" Mir bleibt jedoch nicht viel Zeit, diesen Fragen nachzugehen, denn eine Stimme fordert die Besucher auf, nun zum eigentlichen Eingang des Planetariums zu gehen und sich an der Show zu freuen.

Auf dem Weg dorthin komme ich noch an Issac Newton und Galileo Galilei vorbei. Ob der damals tatsächlich so auf den Knien liegend beobachtet hat? Naja, ich muß mich manchmal hinter meinem Teleskop auch ganz gut verrenken.

Zuvor gibt es noch den obligatorischen Hinweis, nicht zu fotografieren, schon gar nicht mit Blitz und alle Handys auszuschalten.

Im Inneren vermisse ich den Zeiss-Knochen. Wird hier alles mit den vielen Projektoren rings herum gesteuert?

Die Sitze sind bequem, mein Nachbar mag am Ende der Show gar nicht mehr aufstehen. Ob er sich zuvor in der Stadt müde gelaufen hat?

Doch jetzt zum Programm. Es wird dunkel, man erkennt erste Sterne, doch dann wird als erstes der Ablauf einer totalen Sonnenfinsternis dargestellt. Partielle Finsternis, Diamantring, Totalität, wieder ein strahlender Diamant und dann wird es - während der Mond langsam von der Sonne wieder wegzieht - wieder heller.

Ich denke noch, naja, das sind wohl die Grenzen der Planetariumstechnik, denn in Wahrheit wird es ja am Ende der Totalität fast blitzartig wieder hell, da kommt die Pointe und ich verstehe, warum man mit der Sonnenfinsternis angefangen hat. Während der Sofi erlebt jeder Betrachter die Faszination der Dunkelheit. Diese erlebt man in der Nacht nicht mehr. Das Thema Lichtverschmutzung wird vom Sprecher engagiert ganz deutlich gemacht. Zunächst wird London bei Nacht eingeblendet. Der Tourist freut sich, am Horizont viele Attraktionen wieder zu erkennen. Doch dann wird ihm gesagt wie viel Energie da in den Himmel geschleudert wird, nicht nur in London, sondern weltweit. Selbst in ländlichen Gegenden sehen die Menschen heute viel weniger Sterne als noch vor einigen Jahrzehnten. Eine solche Philippika hätte ich eigentlich an dieser Stelle nicht erwartet. Wieviele britsche Schulkinder kennen noch den Anblick der Milchstrasse ?" fragt der Sprecher.

Dann wird auf ganz klassische Art und Weise der Sternhimmel erläutert. Der große Wagen, der Polarstern und viele andere Sternbilder. Das Sommerdreieck, der Andromedanebel. An dieser Stelle wird, wie bei anderen ausgesuchten Beispielen, zwischendurch ein Dia eingeblendet, Aufnahmen bevorzugt vom Hubble Teleskop.

Der erläuterte Sternenhimmel entspricht exakt dann recht schnell dem augenblicklichen abendlichem Stand, ohne dass dies jedoch erwähnt wird. Venus, Mars und Saturn werden von den Planeten vorgestellt. Zwischendurch zieht die ISS am Himmel vorüber. Der Sprecher erwähnt die erfolgreiche Erforschung des Planeten Mars durch die Raumsonden der ESA und NASA. Als Sternschnuppenschwarm werden die Leoniden vorgestellt.

Am Ende wird ein Blick in die Tiefe des Weltalls gewagt, ein Blick in die Vielzahl der Galaxien des Hubble Deep Fields. Hier geht die bis dahin sehr sachliche ohne großen Schnickschnack laufende Vorführung doch noch in eine wilde Animation über. Man hat den Eindruck, als rast man in einem Raumschiff an diesen Galaxien vorbei und hindurch.

Zusammengefasst war ich überascht, wie wenig Show in dieser Vorführung war und wie viel aktuelle Bezüge und wirklich sachlich nüchterne astronomische Grundlagen vermittelt werden.

Ich verstehe auch, dass eine solche Vorführung nur 22 Minuten dauert, so kann man im Halbstundentakt doch viele,viele Besucher durchschleusen. Alles in allem ist das Preis-/Leistungserhalten - zumindest für Londoner Verhältnisse - durchaus okay.

Am Abend schlendere ich durch die Stadt. Der Himmel ist meist bedeckt, doch plötzlich - ich bin gerade am Piccadilly Square - da ist doch eine kleine Lücke in den Wolken zu erkennen. Zumindest der Mond ist sichtbar, wenn auch etwas hinter Dunst. Doch ich wette 1000:1 dass ich an diesem Abend einer der ganz wenigen Besucher oder Einwohner Londons war, der seinen Blick dort hin hat schweifen lassen. Denn gerade dort schaut der gewöhnliche Tourist doch nach ganz anderen Lichtern....

Hier noch ein paar Links um Weitersurfen:
- Zur Website des Londoner Planetarium (Teil der Madame Taussaud Website)
- Eine Linkliste zu vielen Planetarien in Europa
- Ein kurzer "astronomischer" Reisebericht einer Großbritannienreise eines Österreichers
- zu den Webseiten der Initiative "Planetarium Ostwestfalen-Lippe"



Zurück zu meiner Homepage.