Kleine Ursache - große Wirkung

Mittlerweile haben wir das Problem erkannt.

Um gut gerüstet die Reise durchzuführen habe ich vorher noch zwei neue Vorderreifen besorgen und montieren lassen. Die geforderte Größe war 205 R 14. Da man dies angeblich nicht beschaffen konnte, kaufte man einfach 195 R 14. Mir ist es nicht aufgefallen und bei einem normalen Fahrzeug hat dies auch keinerlei größere Auswirkungen.

Aber bei einem Fahrzeug mit Viscose Kupplung hat dies fatale Folgen. Die Viscose Kupplung bewirkt die Kraftverteilung auf die 4 Räder und liegt praktisch zwischen vorderem Differenzal und der von hinten kommenden Kardanwelle. Die gesamte V-Kupplung dreht sich mit dem vorderen Getriebe und der Kardanwelle. Es handelt sich um ein geschlossenes Gehäuse welches mittels Steckachsen mit der Vorderachse und Kardanwelle verbunden ist. Innen enthält es statt einer einer Reibfläche ein speziellen Öl, welches sich bei einem Drehzahlunterschied zwischen Vorderachse und Kardanwelle (Hinterachse) erwärmt und dadurch verhärtet und somit den Kupplungseffekt hervorruft. Bei gleichmäßiger Fahrt dreht sich das gesamte Gehäuse ohne dass ein Kupplungseffekt auftritt.

Der Größenunterschied zwischen einem 205 und 195 Reifen beträgt im Umfang ca. 5 cm. Dies bewirkt, dass ein permanenter Drehzahlunterschied zwischen Vorder- und Hinterachse vorliegt. Bei niedrigen Geschwindigkeiten oder kurzen Distanzen kann dies durch das Öl noch ausgeglichen werden, bei höherer Geschwindigkeit kommt es natürlich zu einer Versteifung der Kupplung. Der Antrieb durch die Kardanwelle versucht die Vorderräder mit gleicher Geschwindigkeit zu drehen wie die Hinterräder. Die lassen dies natürlich bei festem Untergrund nicht zu, dies führt dann zu dem Schaukeleffekt. Die Viscokupplung macht eine derartige Dauerbelastung nicht lange mit und versteift zusehends. Auch der Schaden an der Antriebswelle ist auf die Versteifung der Viscokupplung zurückzuführen, da sich die Spannung im Antriebsstrang bis zu den Gelenken fortsetzt. Eine neue Viscokupplung kostet bei VW ca. 2400 DM, im Tausch bei einer Schweizer Firma immerhin noch 700 DM.

Ich habe das Fahrzeug in Lusaka bei einem deutschen VW Spezialisten untersuchen lassen. Man hat das vordere Getrieb ausgebaut und überprüft. Sämliche Antriebwellen überarbeitet und nichts festgestellt. Nach Einbau der neuen Viscokupplung lief das Fahrzeug wieder normal. Da wir am Anfang unserer Herbsttour nach Mosambik überwiegend Teerstraßen fuhren und deshalb kein Allrad notwendig war, habe ich aus lauter Skepsis die Kardanwelle trotzdem wieder ausbauen lassen. Und siehe da: nach dem Einbau in Mosambik traten bei flotterer Fahrt auf einer guten Piste wieder Verspannungen auf, auf der Teerstrasse wurde es dann wieder deutlicher. Wir brachen die Fahrt ab und ich baute die Welle wieder aus. Und erst jetzt fiel uns die falsche Reifengröße auf. Wir beschlossen die Tour ohne Allrad fortzusetzen und evtl. in Beira oder Maputo die richtigen Reifen nachzukaufen, jedoch ohne Erfolg. In Südmosambik mußte ich dann doch das Auto wieder allradfähig machen und die 2 Reservereifen montieren.

Zurück in Sambia gabs dann einen Satz neue Reifen und zwar problemlos bei einem Grosshändler der genau den Wunschreifen vorrätig hatte. Seitdem ist unser Bergwachtbus wieder ein Allradbus und hat die Herbsttour ohne Problem gemeistert. Das zweite Problem bei der SOFI-Tour war ja das sog. Teillaststottern. Wir sind jetzt im Herbst über 10 000 km gefahren ohne diesen Effekt ein einiges Mal zu haben. Das einzige was wir am Fahrzeug verändert haben waren neue Zündkerzen und ein neuer Luftfilter !!!

Manfred, im Dezember 2001

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